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Das Londoner White Horse Theatre zu Besuch am Theodor-Heuss-Gymnasium

Das alljährliche Gastspiel des White Horse Theatre London ist mittlerweile zu einer festen Größe am Theodor-Heuss-Gymnasium geworden. Diesmal hatte die vierköpfige Schauspieltruppe zwei neue Theaterstücke im Gepäck, die thematisch und sprachlich jeweils an die Kompetenzen der Unter- und Mittelstufenschüler angepasst waren.

Den Beginn machte das Stück Honesty, das von zwei Kindern erzählt, die einen Diebstahl beobachten und bei der Verfolgungsjagd durch London vorbei an Big Ben, Tower Bridge, Buckingham Palace und Madame Tussauds manche knifflige Situation meistern müssen. Hierbei wurde das Publikum auf amüsante Weise in das Geschehen auf der Bühne integriert: Beispielsweise fungierten Schüler/innen als Wachsfiguren von Helene Fischer oder Justin Bieber oder tobten als Akteure bei der Verbrecherjagd im Affenzahn durch die Zuschauerreihen.

Für die Mittelstufenschüler wurden im Stück The Tyrant’s Kiss dagegen ernstere Töne angeschlagen: In der aktualisierten und modernen Adaption des Shakespeare-Dramas Pericles ging geht es um die gegenwärtige Migrationsbewegung von Afrika/Asien nach Europa, die am Schicksals des jungen Perry thematisiert wurde. Dieser macht sich auf den gefährlichen Weg von Syrien in das sichere Italien, verliert auf seiner dramatischen Flucht aber seine neugeborene Tochter, seine junge Frau sowie sein gesamtes Hab und Gut. Erst viele Jahre später und nach weiteren Schicksalsschlägen gibt es ein Wiedersehen mit seiner totgeglaubten Familie. Damit kommt das Stück zwar zu einem glücklichen Ende, das der Realität nicht ganz gerecht wird, trotzdem ist das ernste Thema sensibel umgesetzt worden, was vor allem dem hervorragenden Spiel der vier jungen Schauspieler/innen geschuldet ist.

Diese kamen aus unterschiedlichen Regionen in England sowie aus Brisbane, Australien, was sich auch durch unterschiedliche dialektale Ausprägungen der englischen Sprache bemerkbar machte. Auch das machte den Reiz dieser authentischen muttersprachlichen Aufführung aus.

Nach den jeweiligen Aufführungen hatten die Schüler Gelegenheit, die Schauspieler/innen zu interviewen. Neben sehr direkten Fragen (“How much money do you earn with these plays?“) und der obligatorischen Erkundigung nach der Lieblingsfußballmannschaft durfte natürlich auch diesmal die Frage nach den persönlichen deutschen „Lieblingswörtern“ nicht fehlen. Die launigen Antworten kamen prompt: Kauderwelsch, Kartoffel, Pickel und leider. Bei dieser Interviewrunde wurde auch der Name der Theatergruppe erklärt: Bei dem white horse handelt es sich um das Sachsenross, ein Symbol, das Deutschland und England verbindet. Immerhin hat das Fürstenhaus Hannover von 1714 bis 1901 die englischen Regenten gestellt und der Epoche den Beinamen Hanoverian England gegeben.

Beide Vorstellungen kamen bei den Schülern sehr gut an, und man darf sich bereits auf die neuen Stücke des White Horse Theatre freuen, die im nächsten Schuljahr am Theodor-Heuss-Gymnasium aufgeführt werden.

Ein Bericht von Markus Gerke