Am 31. Juli 2019 ist mein größter Traum in Erfüllung gegangen und ich saß endlich im Flieger auf dem Weg nach Lehi, Utah. Dort lebte ich für fast ein Jahr mit meinen Gasteltern Tiffany und Jon und meinen vier kleinen Gastgeschwistern Brooklyn, Carter, Hunter und Ruby, mit denen es nie langweilig wurde. In diesem Jahr hatte ich die Möglichkeit, unvergessliche Erfahrungen fürs Leben zu sammeln. Wir sind zum Beispiel durch viele verschiedene Staaten gereist, auf spontane Roadtrips gegangen und vieles mehr.
Nicht nur meine Gastfamilie, mit der ich über die Zeit sehr stark zusammengewachsen bin, hat meine Zeit in den USA unvergesslich gemacht, sondern auch meine Freunde, die ich über die Zeit kennengelernt habe.
Aber diese waren natürlich nicht von Anfang an einfach so da, sondern ich musste diese erstmal kennenlernen. Jedoch muss man sich bewusst machen, dass man, um neue Leute kennenzulernen, auch etwas dafür tun muss und nicht erwarten kann, dass diese auf einen zukommen. Dazu gehört es, die Initiative zu ergreifen, Leute anzusprechen, auch wenn das alles andere als einfach ist, immer und immer wieder auf neue Leute zuzugehen und ein Gespräch aufzubauen. Aber aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass es diese Anstrengung definitiv wert ist und das Gefühl, tatsächlich neue Freunde gefunden zu haben, einzigartig ist.
Ich bin sehr dankbar für die unzähligen Erfahrungen, die ich mit meinen Freunden gemacht habe. Eines der Highlights war, dass alle meine Freunde in den USA schon Auto fahren durften und wir dadurch sehr flexibel waren und an sehr viele Orte fahren konnten. Es gehörte für uns zum Beispiel dazu, spontan in die Berge zu einem See zu fahren, um dort die Sonnenuntergänge von Hängematten oder einem Boot aus zu betrachten.
Zu meinem Alltag in den USA gehörte natürlich auch Schule. Während meiner Zeit in den USA war ich ein Junior an der Skyridge Highschool in Lehi mit über 2600 Schülern. Da ich es nicht gewohnt war, auf eine so große Schule zu gehen, hatte ich am Anfang Schwierigkeiten mich zurechtzufinden. Aufgrund der Anzahl der Schüler hatte meine Highschool dementsprechend auch ein enormes Angebot an verschiedenen Kursen. Neben den Pflichtkursen, die ich belegen musste, wie zum Beispiel Mathe, Englisch, Wildlife Biology und US History, hatte ich über die Semester verteilt auch noch Psychology, Floral Design, Yoga, Lifetime Activities, Foods und Photography. Das war natürlich eine ganz neue Erfahrung, Kurse zu haben, von denen man hier in Deutschland nur träumen kann. Trotz der besseren Schulbildung in Deutschland finde ich es schade, dass die Schule hier eher als Lernort angesehen wird, wohingegen diese in den USA eine der bedeutsamsten Rollen im Leben der American Teenager spielt. „School Spirit“ wird hier ganz groß geschrieben, besonders an Freitagabenden, an denen wir uns nach der Schule mit Freunden getroffen haben, um zusammen zu Football Games zu fahren, bei denen wir die Falcons, unser Highschool Football Team, angefeuert haben. Dort habe ich mich jedes Mal aufs Neue gefühlt wie in einem Film, da die ganze Tribüne je nach Orange, White oder Black-Out in den gleichen Farben gekleidet war und wir in der Students Section beim Anfeuern für gute Laune gesorgt haben. Aber auch die Schulbälle, wie Homecoming, Sweethearts und Sadies zählen definitiv zu den Highlights.
Das Wichtigste an einem Auslandsjahr ist, dass man über seinen eigenen Schatten springt und sich Sachen traut, die man zuvor sonst vielleicht nie gemacht hätte. Man muss offen für Neues sein. Nicht nur offen gegenüber anderen Menschen, sondern auch offen gegenüber anderen Kulturen. Es kann und wird auch nicht jeder Tag perfekt sein, denn auch Heimweh oder andere Probleme können einen daran hindern, das Beste aus jedem Tag zu machen. Aber am Ende des Tages sollte man sich immer vor Augen halten, dass die Zeit schneller vorbeigeht als einem lieb wäre und dass man am Ende nicht die Sachen bereut, die man gemacht hat, sondern die, die man nicht gemacht hat.
Zurückblickend auf mein Auslandsjahr kann ich sagen, dass ich sehr viel Glück bei dem Match mit meiner Gastfamilie hatte, da wir über das Jahr zu einer richtigen Familie zusammengewachsen sind und sie mich wie eine von ihnen behandelt haben. Aber ich habe nicht nur neue Menschen kennen- und lieben gelernt, sondern bin auch als Person selbst sehr gewachsen, verantwortungsvoller und selbstständiger geworden.
Aufgrund von Corona musste ich leider von einem Tag auf den anderen, schon 3 Monate früher nach Hause fliegen, was den Abschied umso schwerer gemacht hat, da man die Menschen, die einem so stark ans Herz gewachsen sind, so plötzlich verlassen musste. Aber der Gedanke zu wissen, dass man auf der anderen Seite der Welt ein zweites Zuhause mit einer Familie und Freunden hat, bei denen man immer willkommen ist, hat den Abschied ein wenig leichter gemacht.
Sophie Mrukwa